Werner Neuhaus - Skulpteur

Seit über 20 Jahren lebt und arbeitet der Bildhauer Werner Neuhaus im oberen Emmental, zunächst auf der Moosegg oberhalb Signau und heute in Zollbrück. Sein Werkstoff ist ausschliesslich Holz, hartes, schweres Eichenholz. Daraus schafft er eigenwillige Figuren und Formen, manche monumental-raumbeherrschend, andere so filigran, wie es das Holz und sein Werkzeug, die Kettensäge, gerade noch zulassen. Die Natur, das Tierische, Handgreifliche, ist Neuhaus’ Lebenswelt. Über Jahre verbringt er den Sommer als Senn auf der Alp. Die Kühe bestimmen den Tageslauf, eine schwarze Schäferhündin ist seine Gefährtin. Nun hat er sich auf dem Wanner bei Zollbrück installiert, einem Emmentaler Bauernhof inmitten steiler Wiesen und Waldflecken. Die Kuh, der Wolf – sie erscheinen hier als Vertraute, die Rillen der Kettensäge werden zum Fellkleid. 

Vogelmänner recken uns schwere Schnäbel entgegen – Tiermenschen – stumme Zeugen unserer Entfremdung und zugleich in ihrer anrührenden Ausdruckskraft so nah, dass man ihre rauen Leiber berühren muss. «… Mir scheint, sie warten auf den Einbruch der erlösenden Sprache …», schreibt Martin Kolbe über die monumentale Figurengruppe der «Gerechten». Werner Neuhaus’ Skulpturen suchen in einem unaufhaltsamen Evolutionsprozess nach einer Verortung in unserer Gegenwart, wollen teilhaben an unseren Belangen: holzgesägte Bomben – irrwitziges Arsenal gegen bizarre, hochgekochte Ängste. Mit einem rustikalen Set aus Zaunpfählen und Natodraht halten wir uns die Welt vom Leib, mit Gasmasken aus Büchsen und Sacktuch erwarten wir den unausweichlichen Showdown.

Reto Mettler

«Als Künstler weiss man es und zugleich weiss man es nicht. Man führt die Gerätschaften, Instrumente mit Zuversicht und Geschick und zugleich wird man von ihnen geführt. Seltsam, indem man aus sich heraustritt, zieht zugleich etwas in einen ein.»
E.M. Kolbe
«Der Künstler ordnet sich dem, was das Tier meint, bei, er stellt sich mit dieser Kreatur auf eine Stufe, verweigert, jede herrschaftliche Geste, arbeitet mit seinen Mitteln die Schnittstelle zwischen dem Animalischen und dem Humanen heraus.»
E.M. Kolbe